Eines ganz ehrlich vorweg: wir beherzigen den folgenden Tipp selber nicht oft genug. Zwar oft genug, aber da geht noch was 😉
Und genau so geht es vielleicht auch Dir – denn wie immer “ist der Anfang mehr als die Hälfte des Ganzen” (Aristoteles), und vieles scheint uns zu banal, um wirklich umgesetzt zu werden.
Herbstausflug
Ich fange mal aus dieser Perspektive an, denn damit wird schon mal die wunderschöne Atmosphere klar und die hilft als Antreiber recht gut 🙂
Familienausflüge sind einfach mega entspannend, echte Qualitäts-Familienzeit und wenn man erstmal unterwegs ist, soll es ewig weitergehen. So ging es uns zum Beispiel auch vor ein paar Tagen. Wir haben uns an einem herrlichen Herbst Nachmittag aufgerafft und sind in den Wald gefahren. (“gefahren” anstatt “die 10 Minuten gelaufen” lässt das ganze zu spektakulär klingen, denn es war wirklich nur ein Katzensprung, aber der Grund erklärt sich später ;-).
Es wurde mal geklettert, mal geredet, mal war jeder von uns 3en einfach für sich. Umgeben von Bäumen, bester Aussicht (inklusive diesigem Blick aufs Meer) und Vogelgesängen. Für mich hat jedenfalls viel es absolut in die Kategorie “perfekte Freizeit mit der Familie”.
Alles andere als ziellos
Doch unser ‘Ausflug’ war alles andere als ziellos und hat einen sehr praktischen, simplen Grund: Anmachholz. Ja, wir sind losgezogen (mit Pickup und Erntekisten, daher nicht zu Fuß), um uns für die kalte Jahreszeit zu wappnen.
Klar, man kann Anmachholz auch einfach fertig kaufen, geht schnell, teuer ist es auch nicht. In beiden Fällen ist man ‘versorgt’, aber der Weg dahin und das Gefühl (bei jedem Anzünden erneut!) ist grundverschieden:
Tauschmittel, Selbstständigkeit, Nachhaltigkeit und mehr
Die Vorteile des ‘Selbersammelns’ liegen ein Stück weit auf der Hand, andere bedürfen einer Erklärung. Hier kommen alle, die mir bewusst sind:
Das Offensichtlichste: Es kostet kein Geld! Das begeistert mich aber nicht, etwa weil ich ein Sparfuchs wäre 😉 Nein, sondern weil Geld ein Tauschmittel ist. Nur das. Nicht mehr und auch nicht weniger. Daran muss ich mich selbst oft erinnern! Aber ich möchte vor Allem, dass es unserer Tochter klar ist! Wir brauchen es nur, wenn wir Dinge ertauschen möchten, die wir selber nicht fertigen können oder wollen. Und in den meisten Fällen tauschen wir Arbeitszeit 🙁 Und ja, auch dieser Ausflug hat Zeit benötigt, aber nicht ‘gekostet’ (denn wir haben sie genossen). Ausserdem ist ‘Geld’ für Kinder als Einheit sehr schwer zu fassen – eigene investierte Zeit oder Aufwand hingegen können sie leicht nachvollziehen.
Selbstständigkeit und Selbstwertgefühl stärken Durch solche Aktionen trägt unsere Tochter aktiv dazu bei, uns zu ernähren, zu wärmen, usw. Das kommt bei ihr an, ohne das wir es bennen: “die habe ICH für uns gesammelt”, “wie gut, dass ich die mitgebracht habe”. Und zwar genauso gut, wie die Erwachsenen. Das stärkt das Selbstwertgefühl und auch die Selbstständigkeit. Sie weiß, was und wo in der Natur für sie vorhanden ist, wie sie es nutzen kann und zwar alleine.
Wertschätzung und Dankbarkeit Um den vorherigen Gedanken weiter zuführen: Wenn wir in der Natur öfter mal Sammeln gehen, merken wir ganz automatisch, wie viel da für uns herumliegt und herumhängt! (Ein paar weitere Beispiele folgen im nächsten Absatz). Kaum zu denken, dass man NICHT vorsichtig mit der Natur umgeht, wenn man erstmal gelernt hat, wieviel sie uns schenkt. (Gilt für jeden, aber beim Sammeln nimmt man es anders wahr, als im Supermarkt ;-)).
Nachhaltigkeit Wenn wir selber sammeln, wird nicht gelagert, transportiert, verpackt, gewärmt, gekühlt und was sonst noch. Einfach nachhaltiger + regional + saisonal.
Höhere Qualität Mit regional + saisonal geht auch höhere Qualität Hand ind Hand. Doch nicht nur das: in vielen Fällen sind auch deutlich weniger Pestizide oder andere negative Einflüsse vermindert. Mehr dazu hier:
Was wir so ‘sammeln’
Das Anmachholz war wirklich nur ein kleines Beispiel. Unsere weiteren Favoriten:
Esskastanien Zum einen, weil lecker, klar. Zum anderen sehen sie schön aus. Aber noch viel wichtiger: Sie sind ein mehrjähriges Grundnahrungsmittel (anders zum Beispiel als jährlich neu angebautes Getreide). Und auf Grund ihres Anbaus (in einem alten Wald, nicht in einem viel bewirtschafteten und besprühten Feld) haben sie eine deutlich bessere Nährstoffdichte und weniger Belastung, dafür mehr Vielfalt im Geschmack. Ein weiterer für uns wichtiger Grund, der in der Stadt zugegebener Maßen weniger relevant ist: es ist Saatgut für uns. Von Bäumen, die nicht auf ‘Hilfe’ angewiesen sind und sich dem Klima angepasst haben.
Mandeln Ebenso wie die Esskastanien oben. Nur das Mandeln in dieser puren, natürlichen Form so gar nicht zu kaufen sind. Denn selbst bei Bio wird gesprüht und gedüngt – nur eben unschädlicher. Aber frische Mandeln, von einem wilden Baum geerntet und selbst geknackt, sind unvergleichlich!
Wildoliven Die ursprünglichen Wildoliven sind deutlich kleiner (und damit mühsamer zu ernten), als die kultivierten. Ihr Geschmack ist ganz anders und sie sind eine Rarität. Eben auch wieder ein echtes Luxuslebensmittel, dass wir uns ‘umsonst’ beim Ausflug einpacken können.
Wildbirnen und Äpfel Brrrrrr, ungenießbar! Aber perfekte Basis für hausgemachten Essig und mit all den Vorteilen, die oben schon genannt sind.
Verschiedene Wildpflanzen und Kräuter Die Vorteile liegen auf der Hand beziehungsweise wiederholen sich 😉 Regionale Highlights und bei uns nicht wegzudenken: Griechischer Bergtee und Oregano. Aber auch Hagebutten, Wildspargel etc.
Algen Vom Strand. Nicht zum Essen sondern für den Gemüsegarten!
Die Liste ist natürlich unvollständig, aber zeigt ausreichend, warum sich ‘öfter mal Sammeln’ in meinen Augen so lohnt 🙂
Also los, ab nach draußen, auch in der Stadt (ja, auch da gibt es genug zu sammeln! Keine Ausrede und Abmarsch). Als letzter Motivationsanstoß noch ein paar Wald-Liebe Bilder:
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